
Wölfe in Deutschland
Erstmals seit über 150 Jahren gibt es sie wieder: Wölfe in Deutschland. Die Präsenz von Wölfen in unserer Kulturlandschaft stellt die Menschen in Deutschland vor neue Herausforderungen: Seit über 150 Jahren haben wir keine Erfahrungen mit frei lebenden Wölfen mehr. Ein Großteil der Bevölkerung begrüßt die Rückkehr des Wolfes. Allerdings gibt es auch viele Fragen, die die Menschen bewegen und nach ehrlichen Antworten verlangen.
Vorkommen und Bestandssituation in Deutschland
In Deutschland gibt es seit 1998 wieder dauerhafte Vorkommen von Wölfen. Seit dem Jahr 2000 werden jährlich Wolfswelpen in unserer Kulturlandschaft geboren. In Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben sich bisher insgesamt 26 Wolfspaare, teilweise mit Nachwuchs etabliert (Stand Dez. 2013).
Der Nachweis von Wanderwölfen und vereinzelten, territorialen Wölfen in insgesamt acht Bundesländern (Stand Dez. 2013) zeigt zudem, dass der Bestand das Potenzial besitzt, sich weiter auszubreiten.
In Brandenburg, Mecklenburg-Vorkommen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Hessen und Bayern ist daher mit neuen , dauerhalten Wolfsterritorien zu rechnen.
Die nachgewiesenen Abwanderungsdistanzen von Jungwölfen, die ihr Rudel verlassen, betragen zum Teil mehr als 1.500 km. Daher können Wölfe, von bestehenden Vorkommen ausgehend, jeden Punkt in Deutschland erreichen und bei Vorhandensein eines geeigneten Lebensraums auch besiedeln. Als ausgeprägter Langstreckenläufer ist der Wolf in der Lage, alle Gebiete innerhalb weniger Wochen zu erreichen. Wölfe sind dabei sehr anpassungsfähig und haben keine besonders hohen Ansprüche an ihren Lebensraum.
Sie können grundsätzlich gut in unserer Kulturlandschaft leben und sind nicht auf Wildnis angewiesen. Weite Teile Deutschlands sind somit Wolfserwartungsgebiet.
Position des NABU: Der Wolf ist als Rückkehrer in sein ehemaliges Verbreitungsgebiet ein natürlicher Bestandteil unserer Ökosysteme. Seine Ausbreitung ist, wie der jeder anderen bedrohten heimischen Tierart, zu unterstützen und wird durch den NABU begrüßt.
Menschen und Wölfe
Wölfe interessieren und faszinieren viele Menschen. Ein Großteil der Bundesbürger begrüßt die Rückkehr des Wolfes. Allerdings tauchen auch Fragen auf: Gefährden die Wölfe die Sicherheit der Bevölkerung, insbesondere von Kindern? Sind Wölfe ein Risiko für Nutz- und Heimtiere? Vermindern Wölfe die Zahl der jagdlich nutzbaren Rehe, Hirsche und Wildschweine?
In vielen Regionen ihres aktuellen europäischen Verbreitungsgebietes leben Wölfe seit jeher und ohne Unterbrechung in enger Nachbarschaft zum Menschen.
Dabei treten Wölfe durch ihre natürliches Verhalten auch immer wieder in Konkurrenz zu (Nutzungs-)Interessen des Menschen. Aufgrund der in Deutschland fehlenden Erfahrung mit Wölfen muss ein neues sachliches Verständnis vom Wolf als Wildtier, jenseits der bekannten Bilder aus Märchen und Mythen, erst wieder etabliert werden.
Die durch den Wolf und die über ihn verbreiteten Vorurteile, Legenden und Märchen ausgelösten Ängste und Sorgen können fast vollständig abgebaut und entkräftet werden. Dies gelingt von allem durch sach- und zielgruppengerechte Information über das heimische Wildtier Wolf. Mögliche Konflikte können zudem stark minimiert werden, wenn sie frühzeitig erkannt, offen benannt und konsequent vermieden werden.
Direkte Gefahren für die Menschen in den Wolfsregionen entstehen durch gesunde Wölfe im Normalfall nicht. Das Gefahrenpotenzial des Wolfes ist nicht größer als das anderer wehrhafter Wildtiere. In den zehn Jahren, in denen Wölfe dauerhaft in Deutschland leben, sind keine gefährlichen Situationen oder Übergriffe von Wölfen auf Menschen entstanden. Im Fall von tollwütigen oder in die Enge getriebenen Wölfen können bei Fehlverhalten des Menschen Unfälle aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Für den direkten Kontakt mit Wölfen reichen die allgemeinen Grundregeln im Umgang mit Wildtieren aus.
Position des NABU: Voraussetzung für das konfliktarme Zusammenleben von Wölfen und Menschen in den mitteleuropäischen Kulturlandschaften ist Respekt vor dem wildlebenden Tier und sach-und zielgruppengerechte Information. Menschen müssen respektieren, dass Wölfe Wildtiere sind und sich entsprechend verhalten. Informationen zum Wolf, seinem Verhalten, Vorkommen und dem Umgang mit ihm muss den Menschen adäquat vermittelt werden. Ein hochwertiges Monitoring von Wölfen ist dazu unverzichtbar.
Ziel des NABU ist eine offene und transparente Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Behörden, ehrenamtlichen Naturschützern und Jägern, um eine möglichst vollständige, wissenschaftlich fundierte und sorgfältige Erfassung von Wolfshinweisen flächendeckend zu erreichen. Die Bewertung von Wolfshinweisen ist daher bundesweit nach einheitlichen, wissenschaftlichen Kriterien vorzunehmen. Grundlage hierfür sollten die SCALP-Kriterien entsprechende Bewertungsstufen zur Überprüfung von Meldungen sein, die durch das Bundesamt für Naturschutz erarbeitet wurden. Die Länder sind aufgerufen, die Empfehlungen des Bundes aufzugreifen und durch Beschluss der Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz (LANA) einheitlich und verbindlich zu regeln.