Beteiligung signalisiert, Widerstände minimiert...

Jetzt zwei Bürgerversammlungen zur Hängeseilbrücke

Das Vertrauen des Naturschutzbundes im Kreis Steinfurt (NABU) in die Hörsteler Stadtverwaltung ist ganz offensichtlich geschwunden. „Bei der Bürgerbeteiligung zur Hängeseilbrücke wird versucht, herumzutricksen und Fakten zu schaffen“, so lautet der Vorwurf von NABU-Geschäftsführer Gisbert Lütke.

Zum Hintergrund: Am 7. April von 17 bis 20 Uhr lädt die Stadt Hörstel alle Interessierten in die Mensa der Harkenberg Gesamtschule zu einer Bürgerschaftsversammlung zum Kreisprojekt Hängeseilbrücke ein. Die Moderation übernimmt hier Karsten Palme, Gutachter in dem Projekt und zuständig für die Entwicklung des Hörsteler Tourismuskonzepts. Als Gäste eingeladen hat die Stadtverwaltung den zweiten Gutachter, Thomas Zellmer, und die ANTL als Vertreterin des Naturschutzes im Tecklenburger Land. Jeder sei eingeladen, die Meinung mitzuteilen, heißt es. „Mit dem erhaltenen Meinungsbild gehen wir dann in die weitere Beratung, ob eine Umsetzung des Projekts seitens der Stadt befürwortet wird oder nicht“, teilt die Stadtverwaltung mit.

Gisbert Lütke zweifelt die Ernsthaftigkeit einer solchen Veranstaltung in dieser Zusammensetzung an. Die Argumente der Stadt und des Kreises seien hinreichend bekannt und an vielen Stellen kommuniziert worden. Jetzt sei es Sache des Naturschutzes, sich zu den Plänen in der Öffentlichkeit zu äußern, ohne sich von ökonomischen Interessen leiten zu lassen.

Aus diesem Grund lädt der NABU, der im Kreis Steinfurt mehr als 4200 Mitglieder zählt, zu einer eigenen Informationsveranstaltung am Freitag, 25. März, ab 19 Uhr im Seecafé am Kloster Gravenhorst ein. Hierzu werden auch Naturschutzexperten erwartet. Dort sollen auch solche Dinge vorgetragen werden, die nach Meinung des NABU-Geschäftsführers bislang nicht Gegenstand der Diskussion waren: „Es geht nicht um den eigentlichen baulichen Eingriff in die Landschaft für die Brücke, sondern um die Folgewirkung.“

Dass der NABU nicht ausdrücklich zur städtischen Versammlung am 7. April eingeladen wurde, ist aus Sicht Lütkes bezeichnend: „Die Einladung lässt erkennen, dass der Bürgermeister ein Verfahren möchte wie beim Flugplatz Dreierwalde: Bürgerbeteiligung wird simuliert, zugleich mögliche Widerstände minimiert.“

„Jahrzehntelange Arbeit wird gefährdet“

Als übergeordnete Organisation fühlt sich die ANTL mit Sitz in Tecklenburg für Naturschutzbelange im Tecklenburger Land offiziell bestätigt. Andererseits, darauf weist Lütke hin, unterhält der NABU rund ums Nasse Dreieck seit rund 20 Jahren 25 Hektar Naturschutzfläche. Schon allein deshalb sei der NABU von den Brücken-Planungen „unmittelbar betroffen“. Unter anderem das außerordentlich erfolgreiche Uhu-Programm sieht Lütke bedroht, wenn große Menschenmengen - angelockt von der Brücken-Attraktion - in den Teutoburger Wald und in den Huckberg drängen. Bereits jetzt habe man feststellen müssen, dass seit vielen Jahren standorttreue Uhu-Pärchen am Gravenhorster Steinbruch vergrämt werden, weil immer mehr Mountainbike-Fahrer die Steinbruchkante als Strecke nutzen. Auch der Feldsalamander und Dutzende weitere Rote-Listen-Arten würden bedroht, wenn zunehmend Unruhe durch Besucherströme in die Natur getragen werde. „Wir sehen eine sehr gute Entwicklung nach jahrzehntelanger Arbeit gefährdet“, sagte Lütke. Die Lenkung zigtausender zusätzlicher Tagesgäste, die durch eine Hängeseilbrücke am Nassen Dreieck zu erwarten sind, halte er für nicht möglich. Dies gelinge schon heute nicht.

Bericht und Foto:

IVZ-Online

Zurück