Hängeseilbrücke am Nassen Dreieck

NABU: „Wir bewegen uns auf den Massentourismus zu“

Die geplante Hängeseilbrücke am Nassen Dreieck wird zur enormen Belastung für die Umwelt und fördert den Massentourismus - diese Befürchtung der NABU war Diskussionsthema eines Informationsabends.

Dies ist eine Diskussion, die wir führen müssen. Unsere Argumente dringen nicht durch. Die Auswirkungen sind erheblich.“ Mit eindringlichen Worten eröffnete der Geschäftsführer des NABU-Kreisverbands Steinfurt, Gisbert Lütke, am Freitagabend eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Hängeseilbrücke. Der Naturschutzbund Deutschland hatte dazu eingeladen, um die Belange des Naturschutzes in den Fokus zu rücken. Die Natur sei nämlich akut gefährdet, wenn das von der Kreisverwaltung initiierte Projekt zur Förderung des Tourismus am Nassen Dreieck in Bergeshövede tatsächlich realisiert werde.

Gut 50 Zuhörerinnen und Zuhörer nahmen das Informationsangebot im Gasthaus „Meteora am See“ in Gravenhorst wahr; an deren Ende gab eine Teilnehmerin ihren Eindruck aus dem zuvor Gehörten so wieder: „Ich war so blauäugig, dass ich mir das alles gar nicht vorstellen konnte. Ich habe das in der Zeitung gelesen, abgehakt und fertig. 300.000 Leute, das konnte ich mir gar nicht vorstellen. Mich schockt diese Zahl vollkommen.“

„Mich schockt diese Zahl vollkommen.“ 

Eine Zuhörerin nach den Erläuterungen über die Zahl der zu erwartenden Besucher der geplanten Hängeseilbrücke.

Bis zu 300.000 - das ist eine Jahr für Jahr zu erwartende Besucherzahl, wie sie Lütke nach eigenen Angaben dem Konzept zur Hängeseilbrücke über dem Mittellandkanal entnommen hatte.

Aus Sicht der Naturschützer wie NABU und auch der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Tecklenburger Land (ANTL) werden die Auswirkungen gravierend sein, insbesondere für den Huckberg und den Riesenbecker Berg, wo seltene Tier- und Pflanzenarten wieder heimisch geworden sind. 20 Jahre Naturschutz, so die Befürchtung Lütkes, wären zunichte. Er betonte, dass nicht der Eingriff für das Brückenbauwerk selber diese Befürchtung nährt, sondern die Folgeerscheinungen: Stellplätze für Autos, neue Zuwegungen im Osning und nicht zuletzt die Hinterlassenschaften der Nutzer der Brücke, die das Öko-System zusätzlich belasten könnten.

In einem Vortrag hatte zuvor Prof. i.R. Dr. Jürgen Lethmate aus naturwissenschaftlicher Sicht ausdrücklich gewarnt, dem Wald zusätzliche Belastungen zuzumuten. Denn die ökologische Belastungsgrenze, die der Wald verkraften könnte, sei schon heute durch Eintrag aus der Luft deutlich überschritten. Als Beispiel, wie sich Besuchermassen negativ auf das Ökosystem auswirken können, nannte Prof. Lethmate die Blaue Lagune bei Lengerich.

NABU-Geschäftsführer Lütke kritisierte, die Kreisverwaltung habe mit der Brücke einen Prozess in Gang gesetzt ohne jede politische Legitimation, um ihn „gegen den Willen der Bevölkerung“ zu realisieren. Um „Nervenkitzel und Adrenalinausschüttung“ bei den Nutzern der geplanten Brücke zu erzeugen, würden „wesentliche Bestandteile unserer Natur“ aufgegeben; und weiter: „Wir bewegen uns auf Massentourismus zu.“ Dieser sei mit den Klimazielen des Kreises nicht vereinbar. Lütke prognostizierte eine hohe Zahl Wildparker in weiterer Umgebung. Der Landwirtschaft würden Flächen dauerhaft entnommen, ohne dass echter Mehrwert für die Region bleibe: „Man möchte mit dem Auto heranfahren, die Brücke besuchen, Pommes essen und wieder wegfahren.“

Thema der nachfolgenden Diskussion war vor allem, wer über den Bau der Brücke entscheidet und welche Einflussmöglichkeit die Bevölkerung dabei hat. Als Möglichkeit genannt wurden Bürgerbegehren und der Protest auf der Straße. Auch sollten die Hörsteler Ratsmitglieder direkt angesprochen werden, hieß es.

Zu einer Bürgerschaftsversammlung zur Hängeseilbrücke lädt die Stadt Hörstel am Donnerstag, 7. April, von 17 bis 20 Uhr in die Mensa der Harkenberg Gesamtschule Hörstel. Zu Wort kommen sollen sowohl Befürworter der Maßnahme wie auch deren Kritiker.

Bericht und Foto:

IVZ-Online

 

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