Pädagogisches Konzept 2022

NABU Kreisverband Steinfurt e. V. mit dem außerschulischen Lernstandort NABU-Lehmdorf

 

Bildungsauftrag

Leben und Lernen in der Natur – sie schätzen und schützen heißt, die Natur mit allen Sinnen zu erleben und zu begreifen. Die unmittelbaren Begegnungen mit der Natur, mit Lebewesen und ihren Lebensbedingungen fördern das Verstehen von biologischen und ökologischen Zusammenhängen. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass sich Achtung und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Lebewesen entwickeln sowie Verhaltensweisen ausprägen. Unsere Bildungsangebote orientieren sich deshalb besonders an den örtlichen Begebenheiten des außerschulischen Lernstandortes mit seinen vielfältigen Biotopen und Themengärten.

 

Unser Ziel ist, aufbauend auf der erfahrbaren ökologischen Dimension im außerschulischen Lernstandort NABU-Lehmdorf, ein Umweltbewusstsein zu schaffen, das – im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung – die Teilnehmenden befähigt, gegenwärtig sowie zukünftig verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, d. h. zum umweltverträglichen und sozial gerechten Handeln zu motivieren und die Zukunft aller Lebewesen auf der Welt mitzugestalten.

 

In unseren Bildungsprogrammen schaffen wir ein Bewusstsein für folgende globale Nachhaltigkeitsziele (SDGs):

 

Handlungsfelder – Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und Perspektivwechsel

Unsere BNE-Veranstaltungen behandeln gesellschaftspolitische und zukunftsrelevante Fragestellungen und Themen aus den Bereichen des Naturschutzes und der Biodiversität, des Konsumverhaltens und des Ressourcenschutzes. Weitere Handlungsfelder nachhaltiger Entwicklung wie zum Beispiel der Gewässerschutz fließen mit ihren Bezügen zu den Schwerpunktthemen in die inhaltliche Gestaltung der Angebote ein. Ebenso ist der Bezug zu den oben genannten Zielen nachhaltiger Entwicklung für die Teilnehmenden transparent.

 

Um nachhaltigkeitsrelevante Themen in ihrer Komplexität zu verstehen und zu bewerten, nähern wir uns ihnen zumeist in der ökologischen Dimension und erarbeiten im weiteren Verlauf der Programme weitere wie die ökonomische, soziale, politische und/oder kulturelle Dimension. Das ganzheitliche Verständnis sowie die Konflikte und wechselseitigen Abhängigkeiten, die zwischen den verschiedenen Dimensionen liegen, werden erarbeitet und offen dargelegt. Dabei ermutigen wir die Teilnehmenden unter Einbeziehung des Gerechtigkeitsgedankens und Zukunftsbezug selbstkritisch ihre und andere Lebensweisen und Ansichten zu reflektieren und sich dann faktenbasiert eine eigene Meinung zu bilden und sie zu vertreten. Dabei orientieren wir uns an die Grundsätze des Beutelsbacher Konsens¹.

 

Kompetenzen und Zielgruppen

Unsere Bildungsveranstaltungen sind zielgenau auf die Bedürfnisse und den Wissensstand der jeweiligen Teilnehmenden abgestimmt. Dabei bieten wir für Schulklassen fächerübergreifende und am Lehrplan orientierte Angebote für die Fächer Sachunterricht, Biologie, Geografie, Politik/Wirtschaft, Deutsch, Angewandte Philosophie, Pädagogik und Kunst. Bei der Konzipierung der BNE-Programme orientieren wir uns an der Leitlinie BNE des Ministeriums für Schule und Bildung NRW². Dabei erfolgt die Umsetzung aller Merkmale von BNE-Lernprozessen entweder direkt innerhalb der Veranstaltung oder im weiteren Verlauf bei der Aufarbeitung des Themas durch die Lehrkräfte in der Schule. Hierfür stellen wir ausleihbare Materialien, Arbeitsblätter und Aktionsideen zur Verfügung.

 

Neben den BNE-Angeboten bieten wir auch Umweltbildungsprogramme und Veranstaltungen im Bereich der Erlebnis- und Naturpädagogik an, die an eine Bildung für nachhaltige Entwicklung angelehnt sind. Hier arbeiten wir mit dem Kompetenzmodell nach de Haan³. Auch hierfür stellen wir für eine Nachbereitung Bildungsmaterialien zur Verfügung.

 

Unsere Zielgruppen sind Kindertagesstätten, Familienzentren, Lehrende und Lernende an Grundschulen, weiterführenden Schulen und Berufskollegs sowie Studienseminare und private Gruppen. Wir arbeiten auch inklusiv und mit SchülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung.

 

Methoden – Zukunftsorientierung und Partizipation

Insbesondere für die jüngere Zielgruppe (4 bis 10 Jahre) sind unsere Bildungsangebote handlungs- und erlebnisorientiert angelegt. Die Teilnehmenden sollen die Natur mit allen Sinnen erleben und erforschen. Inspiriert vom „Flow Learning“ - die 4 Phasen des Naturerlebens von Joseph Cornell4 und den Bildungsgrundsätzen NRW für Kinder von 0 - 10 Jahren5 ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Bildungskonzepte das entdeckende und kooperative Lernen. Forscheraufträge werden zumeist zu zweit oder in Kleingruppen erledigt. Die spielerischen Elemente hingegen werden in Teams oder als Gruppe durchgeführt. Das fördert zugleich Teambildungsprozesse und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.

 

Darüber hinaus lernen die Teilnehmenden durch Rollenspiele, Lernen an Stationen, Beobachten und Messen in der Natur, Naturschutzaktionen, Gelenkte Gespräche, Interviews, Recherche, Zukunftsszenarien Problemstellungen zu erkennen und zu beschreiben. Das Präsentieren der Ergebnisse führt zur gemeinsamen Reflexion und Diskussion über Handlungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Entwicklung.

Die folgende Tabelle gibt einen detaillierten Überblick über den Einsatz der Methoden zur Förderung der Kompetenzorientierung in Abhängigkeit vom Alter und Bildungsgrad der Teilnehmenden sowie dem Format der Veranstaltung.

 

Wir ermutigen die Teilnehmenden, eigene und/oder gemeinsame Entscheidungen zu treffen und danach zu handeln. Das Auswählen von Handlungsoptionen oder das selbstorganisierte Arbeiten ermöglicht den Teilnehmenden in den Bildungsveranstaltungen verschiedenste Partizipationsmöglichkeiten. Besonders für Gruppen, die an unseren mehrtägigen und Halbjahresprogrammen teilnehmen wie beim Projekt „Bau eines Forschergartens - Boden ist Leben“ im Rahmen des Landesprogramms „Schule der Zukunft – Bildung für Nachhaltigkeit“ können SchülerInnen ihre eigenen Ideen verwirklichen.

 

Reflexion und Austausch

Abstimmungsgespräche erfolgen schon bereits vor bzw. bei der Buchung eines Bildungsprogramms, damit für die Gruppe ein geeignetes Programm ausgewählt und für eventuell spezielle Bedürfnisse die Bildungsveranstaltung vorab modifiziert werden kann. Ebenfalls findet ein Austausch zwischen den Durchführenden und Teilnehmenden während der Veranstaltung statt, sodass auf Wünsche direkt reagiert und mögliche Unklarheiten beseitigt werden können.

 

In jeder Bildungsveranstaltung ist genügend Raum für eine gemeinsame Reflexion der Veranstaltung eingeplant. In offen Evaluationsbesprechungen am Ende der Programme werden die Teilnehmenden ermutigt, ein Feedback zu Inhalten und Methoden zu geben und eigene Erkenntnisse mitzuteilen. Insbesondere für jüngere Teilnehmenden wird der Redestein, die Stimmungsscheibe „Rudi Rotbein“ oder als weitere Methode die Zielscheibe eingesetzt. Dieser Austausch findet auch mit den Lehrkräften bzw. Gruppenleitenden statt, entweder in einem persönlichen Gespräch oder mit Hilfe eines Evaluationsbogens. Evaluationsbögen werden ebenfalls für die Teilnehmenden an unseren Multiplikatorenschulungen eingesetzt.

 

Die Evaluationsauswertungen werden regelmäßig bei den internen Teambesprechungen der ReferentInnen vorgenommen und in Bezug auf Selbstwahrnehmung und ggf. auf Fremdwahrnehmung durch externe BeobachterInnen der Veranstaltungen besprochen. Die Ergebnisse werden genutzt, um die Bildungsprogramme zu optimieren z. B. durch Austausch von Methoden oder inhaltlich weiterzuentwickeln.

 

ReferentInnen und Weiterbildungen

Unsere ReferentInnen begegnen jeder Gruppe und jedem Einzelnen mit Respekt und Wertschätzung. Das dadurch bedingte positive Arbeitsklima fördert die Lernbereitschaft, die Experimentierfreudigkeit und ermöglicht ein individuelles Fördern von Interessen sowie die Entfaltung der Persönlichkeit. Vor allem bei den Halbjahresprogrammen, die inhaltlich von der Partizipation der Teilnehmenden geprägt sind, ist das sinnstiftende Kommunizieren eine Voraussetzung guten Gelingens6.

 

Durch regelmäßige interne und externe Fortbildung im Bereich der Bildung für nachhaltigen Entwicklung, der Umweltpädagogik sowie im didaktisch/pädagogischen Kontext entwickeln sich unsere ReferentInnen stets weiter. Ebenso engagiert sind sie in die Weiterentwicklung des außerschulischen Lernstandortes NABU-Lehmdorf eingebunden.

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¹ Zusammengefasst abrufbar (7/2022) unter: http://www.mnge.de/content/docs_gesellsch/BeutelsbacherKonsens.pdf

² Ministerium für Schule und Bildung (Hrsg.), Leitlinie Bildung für nachhaltige Entwicklung, 2019

³ de Haan, G. (2008)

4 Zusammengefasst abrufbar (7/2022) unter: http://www.joseph-cornell.de/flow-learning-nach-joseph-cornell

5 MFKJKS NRW und MSW NRW (2016): Bildungsgrundsätze für Kinder von 0 bis 10 Jahren

6 Zusammengefasst abrufbar (7/2022) unter: https://sts-lg-so.de/10-merkmale-guten-unterrichts-von-hilbert-meyer/